-hha-SENDEN. Einen Tag lang die politischen Geschicke der EU lenken: Dieser Aufgabe stellten sich Neuntklässler des Joseph-Haydn-Gymnasiums und schlüpften ihm Rahmen des Planspiels der Landeszentrale für politische Bildung in die Rollen der europäischen Kommission, des Parlaments und des Rates.
Als Politiker verschiedener EU-Länder wie Schweden, Polen, Italien oder Deutschland diskutierten die 34 Jugendlichen über das extrem komplexe und hoch aktuelle Thema der Asylpolitik in Europa. Dabei mussten sie nicht nur die Interessen ihres Staates vertreten, sondern nach Lösungen suchen, auf die sich alle EU-Mitglieder einigen können. Diskussionen mussten geführt, Kompromisse mussten eingegangen werden. Das öffentliche Interesse durfte dabei aber auch nicht vergessen werden und die Parlamentarier, Rats- und Kommissionsmitglieder mussten Interviews mit Reportern und Journalisten absolvieren.
Die größte Schwierigkeit dabei: Niemals aus der Rolle zu fallen und nicht die eigene Meinung einfließen zu lassen. Denn manche der Schüler kämpften während des Planspiels für die Interessen von Ländern, deren politischen Meinungen sie absolut gar nicht teilten. „Es war echt schwer, die gegensätzliche Meinung zu vertreten“, berichtet ein Neuntklässler.
Wie viel Geduld die politischen Entscheidungsfindungsprozesse in der Europäischen Union erfordern, erkannten die Jungen und Mädchen schnell. Doch an Durchhaltevermögen mangelte es den Neuntklässlern nicht, und nach etwa fünf Stunden sowie zahlreichen Diskussionen und Abstimmungen präsentierten sie ihre Antworten auf die strittigen Fragen, wie Asylsuchende innerhalb der EU verteilt werden sollen, ab wann sie arbeiten dürfen und welche Familienangehörigen nachkommen dürfen, wenn ein Asylantrag angenommen wird.
So waren sich die Politiker im Europäischen Parlament, in der Kommission und im Rat einig, dass jeder EU-Staat in Zukunft entsprechend seiner Einwohnerzahl Geflüchtete aufnehmen soll. Außerdem habe jeder anerkannte Flüchtling das Recht, seine minderjährigen Kinder und Ehepartner aus dem Heimatland nachzuholen. Einzig bei der Frage, ab wann Geflüchtete im Aufnahmeland arbeiten dürfen, kam es zu keiner Einigung: Den Vorschlag des Parlaments und der Kommission, die Arbeitserlaubnis nach drei Monaten zu erteilen, lehnte der Rat ab und forderte, dass Flüchtlinge erst nach einem halben Jahr arbeiten dürfen.
Nicht nur die politischen Abstimmungen und Diskussionen führten zu einem positiven Ergebnis, sondern auch das gesamte Planspiel war sehr erfolgreich. „Der Tag war ziemlich realistisch und wir haben echt viel gelernt“, findet eine Neuntklässlerin.