Zu Besuch in Kanada
Moiken Kietzmann berichtet über ihren Auslandsaufenthalt in Kanada
Ich bin jetzt bereits anderthalb Monate im verschneiten Québec und mir gefällt es hier sehr gut!! Ich habe bis jetzt schon viel erlebt mit meiner Gastfamilie, die sich sehr um mich kümmert und sehr nett ist. Auch mit meiner Austauschpartnerin Marie-Ève Lévesque verstehe ich mich sehr gut!
Im Herbst 2007 war sie für drei Monate in unserer Familie in Senden und hat den Unterricht im JHG besucht. Aus diesem Grund dachte ich mir, dass ich ein kleines Interview mit ihr führe, um sie ein wenig über die Schulzeit in Deutschland und ihre Erfahrungen im „anderen Land“ zu befragen:
Marie-Ève, wie hat Dir generell die Zeit in Deutschland gefallen und was mochtest du besonders?
Sehr gut! Ich habe viel erlebt und viele neue Erfahrungen gemacht. Vor allen Dingen hat mir das „Deutschsprechen“ gefallen! Besonders mochte ich auch die Reisen die wir unternommen haben. (Wir sind mit ihr in die Niederlande, nach Berlin, Budapest und Paris gefahren)
Wie hat Dir unserer Schule gefallen, und was fandest Du besonders gut?
Ich mag die Schule sehr, weil es auch Kinder in der Schule gibt und ich mit den „Fünfern“ Unterricht gehabt habe, die waren sehr nett zu mir, auch die Lehrer waren sehr nett.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Deiner Schule in Québec und dem Joseph-Haydn-Gymnasium?
In Deutschland gibt es Freistunden, in Kanada gibt es jeden Tag 5 Stunden. Und es gibt weniger Schüler (Vergleich: JHG hat um die 800 Schüler und in Kanada 2000 Schüler). Außerdem gibt es viele verschiedene Fächer wie Philosophie und Latein, die man bei Euch wählen kann und die es bei uns nicht gibt.
Wie funktioniert das Schulsystem in Kanada?
Ouf! Es fängt an mit der „école maternelle“ Dort ist man mit 5 Jahren bis 6 Jahren. Danach besucht man die „école primaire“, die man mit 13 Jahren beendet. Dann kommt die „école secondaire“, die ich noch derzeitig besuche. Dort ist man, bis man 17 ist. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Man geht aufs „Cégep technique“ (das gleicht einer Berufsschule in Deutschland) Die besucht man für 3 Jahre, oder man geht auf ein „Cégep préuniversité“ Das sind 2 Jahre bevor man dann auf die Universität geht.
Würdest Du diesen Austausch noch einmal machen wenn Du könntest?
Ja klar, weil es mir sehr gefallen hat und „weil ich bin in Deutschland verliebt“. Es war eine schöne Zeit und ich konnte Deutsch lernen. Außerdem habe ich viel über mich gelernt.
Nach diesem kleinen Interview erzähle ich nun ein wenig über meine Erfahrungen, die ich bis jetzt in der Schule und in der Freizeit gewonnen habe:
Mein erster Eindruck von Kanada, als ich aus dem Flugzeug gestiegen bin, war, dass mir alles riesig erschien. Es gibt weite Schneefelder, wenn man mit dem Auto die Autobahn entlang fährt, sieht man oft nichts als weiße Flächen oder Wald. Das hat mich gleich am Anfang sehr beeindruckt. Ebenfalls größer sind die Läden, die hier oft Einkaufszentren sind. Alleine Trois-Rivières, die Stadt, in der ich wohne, hat 3 riesige Einkaufszentren!
Was mir auch aufgefallen ist, ist dass die Häuser sehr weit auseinander stehen, ich wohne zwar in einer Wohnsiedlung aber selbst hier ist viel Platz zwischen den einzelnen Häusern, die hier natürlich auch größer sind.
Nachdem ich diese ersten Eindrücke gesammelt habe, ging es nach 3 Tagen sofort in die Schule, wo es mir kein bisschen anders erging!
Die Schule ist in einem sehr weitläufigen Gebäude untergebracht, 4 Sporthallen sind integriert, eine große Bibliothek, 2 Caféterien und eine Aula.
Dadurch, dass sie so groß ist, ist sie aber auch (leider) sehr anonym. Man kennt nicht einmal die Hälfte aller Schüler und sieht jeden Tag neue Leute. Jeder Schüler besitzt eine Nummer, durch die er identifiziert werden kann.
Der Unterricht sieht ebenfalls anders aus als der in Deutschland: Meist steht der Lehrer vorne und redet die ganze Stunde lang ohne Pause. Auf mündliche Mitarbeit wird kaum Wert gelegt, wodurch auch keine Diskussionen oder aktive Mitarbeitsphasen stattfinden.
Die Fächervielfalt ist nicht sehr groß, man hat jeden Tag 5 Stunden, die allerdings auch je 60 Minuten dauern. Nach der dritten Stunde wird dann in einer der Cafetérien Mittag gegessen, was mir sehr gefällt, weil es Lustig und lebhaft ist.
Was mir generell auch sehr gut an der Schule gefällt, ist, dass behinderte Kinder ebenfalls auf die Schule gehen. Sie werden in den Schulalltag integriert und übernehmen oft verschiedene Aufgaben in der Schule. Es bilden sich viele Kontakte zwischen behinderten und nicht behinderten Kindern, dadurch entsteht ein freundliches Klima!
Insgesamt kommt mir ein Schultag sehr lange vor, da man bis vier Uhr in der Schule ist. Nach so einem langen Schultag ist man meistens sehr müde und erschöpft und kann nicht mehr viel unternehmen.
Das holen wir dann am Wochenende wieder auf, wo wir oft verschiedene Aktivitäten unternehmen, wie Ski fahren und „Eisrutschen“ ( in einer Art Reifen eine lange und meist steile Strecke den Berg runterrutschen), dafür gibt es richtige Gebiete, da es sehr bekannt ist.
Dann waren wir noch auf dem Karneval in Québec, der sehr groß gefeiert wird! Er besteht nicht nur aus dem Umzug, sondern auch aus einem großen Spektakel in der Innenstadt von Québec, mit einer Burg aus Eis und sonstigen Schnee- und Eisfiguren, die überall in der Stadt verteilt standen. Das war wirklich sehenswert!
Außerdem waren wir schon zwei Mal in Montreal, eine Großstadt mit viel Industrie, die Altstadt allerdings ist sehr schön.
Ansonsten bin ich jetzt sehr gespannt was ich noch alles hier erleben werde! Mir bleibt noch ungefähr ein Monat, bevor ich ins warme Deutschland zurückkehre. Mich erwarten noch anderthalb Wochen Ferien mit einer Überraschungsreise, auf die ich sehr gespannt bin!
Viele liebe Grüße aus Québec!
Moiken Kietzmann